Klimagerechte Stadtplanung Stuttgart: Klimaschutzkonzept KLIKS

Städte und ihre Einwohner spielen bei der Reduzierung der Treibhausgase eine bedeutende Rolle. Die Landeshauptstadt Stuttgart hat hierzu ein Klimaschutzkonzept (KLIKS) erarbeiten lassen, das 1997 fertiggestellt wurde und das Vorschläge zu Einsparungen in allen Bereichen enthält. Das Stuttgarter Klimaschutzkonzept „KLIKS“ ist seit 1997 Leitlinie für die Aktivitäten der Stadt.

10-Punkte-Programm 2007

Das Klimaschutzkonzept KLIKS wurde 2007 als "10-Punkte Programm zur Klima- und Energiepolitik" in Stuttgart fortgeschrieben. 10 Punkte für einen wirksamen Klimaschutz in Stuttgart:

1.Energieberatungszentrum stärken 2.Städtisches Energiemanagement intensivieren 3.Das Programm Altbaumodernisierung fortführen 4.Schulen energetisch sanieren 5.Städtische Energiesparverordnung für private Investoren anwenden 6.Projekte mit erneuerbaren Energien fördern 7.Städtische Dachflächen für Solaranlagen bereitstellen 8.Energiesparende, umweltfreundliche Mobilität fördern 9.Klimaschutz bei der Stadtentwicklung berücksichtigen 10. Wissensaustausch fördern

Vorgehen bei der Erstellung von KLIKS

1994 beschloss der Gemeinderat das Ziel einer 30%-igen CO2-Reduktion zwischen 1990 und 2005. Auf der Grundlage vorhandener Erhebungen zur lokalen Datenbasis, wie Wärmeatlas, Energieberichte, Verkehrszahlen, Emissionskataster und Luftreinhalteplan, wurde in einem ersten Schritt eine Gesamtenergie-bilanz, bezogen auf das Stadtgebiet Stuttgart erstellt. Zudem wurde eine quellenspezifische Bilanzierung der CO2-Emissionen vorgenommen und eine Trendprognose der Energie- und Emissionenentwicklung über einen Zeitraum bis 2010 aufgezeigt. In einem zweiten Schritt wurden Umweltentlastungsstrategien für ein „Spar-“ und ein „Wunschszenario“ mit spezifischen Maßnahmen zur Senkung der CO2-Emissionen entwickelt. Dabei wurde neben der technischen auch die ökonomische und rechtliche Realisierbarkeit berücksichtigt.

Auf Basis des im Herbst 1997 fertiggestellten Konzeptes wurde durch die Verwaltung der Landeshauptstadt Stuttgart ein verbindliches Handlungsprogramm erarbeitet. Das Konzept richtet sich jedoch nicht nur an die Stadtverwaltung. Besonders Betriebe, Verkehrsteilnehmer und Hausbesitzer sind aufgefordert, die Umsetzung der geschilderten Maßnahmen in ihrem Einflussbereich in Angriff zu nehmen. Die Senkung der CO2-Emissionen in Stuttgart ist nur durch gemeinsame Anstrengungen der Stadt, der Wirtschaft und der Bürgerschaft möglich.
2002 wurde die Maßnahmenumsetzung in KLIKS durch die Bewilligung zusätzlicher Gelder erweitert. Der Gemeinderat bewilligte einmalig zusätzliche Mittel in Höhe von 12 Millionen Euro für Klimaschutzmaßnahmen. Für den Zeitraum 2000 bis 2010 wurde das CO2-Reduktionsziel im Jahr 2003 realistischer formuliert auf eine Minderung um 10%.

Zwischenbilanz

Nach einer Zwischenbilanz im Jahr 2000 hatten die im Rahmen von KLIKS ergriffenen Maßnahmen auf die CO2-Zunahme in Stuttgart zwar eine dämpfende Wirkung. Sie reichten jedoch nicht aus, um im Verkehrsbereich der ab 1995 einsetzenden Trendwende entgegen zu wirken und im Energiebereich in Richtung einer weitergehenden Zielerfüllung Signale zu setzen. Den ergriffenen Maßnahmen konnten nur eingesparte CO2-Emissionen von ca. 1% gegenüber 1990 zugeschrieben werden.

Zwischen 1990 und 2000 haben die CO2-Emissionen in Stuttgart um etwa 5% abgenommen. Im Verkehrsbereich waren die CO2-Emissionen in Stuttgart zwischen 1990 und 2000 um 1,8% gestiegen. 2005 lagen die CO2-Emissionen in Stuttgart um etwa sechs Prozent unter denen von 1990. Das sind circa 216.000 Tonnen jährlich.

Das vom Gemeinderat 1994 beschlossene Ziel einer 30%-igen CO2-Reduktion zwischen 1990 und 2005 wurde damit trotz aller Bemühungen und direkt bzw. indirekt bereitgestellter Mittel in Höhe von über 50 Mio. Euro verfehlt. Dies gilt ebenso in vielen anderen großen Städten. In Freiburg und Mannheim sind die CO2-Emissionen nach den Angaben des Statistischen Landesamtes von 1990 bis 2002 um 25% bzw. 17% gestiegen. In Karlsruhe haben sie um 6% und in Heidelberg um 5% abgenommen.

Zahlen und Fakten

Der CO2-Ausstoß der städtischen Liegenschaften hat sich von 1990 bis 2006 um fast 20.000 Tonnen pro Jahr reduziert. Dies entspricht neun Prozent gegenüber 1990.

Seit Einführung des städtischen Energiemanagements im Jahr 1977 konnte der Verbrauch um insgesamt 5,6 Millionen Megawattstunden Heizenergie und 0,5 Megawattstunden Strom reduziert werden. Das sparte insgesamt 330 Millionen Euro.

Die Schwefeldioxid-Emissionen nahmen in Stuttgart von 3.350 Tonnen im Jahr 1990 auf nunmehr etwa 900 Tonnen ab. Die Stickoxidemissionen sanken von 11.400 Tonnen im Jahr 1990 auf etwa 7.000 Tonnen. Die Schwefeldioxidbelastung in der Luft ist in dieser Zeit auf ein Achtel zurückgegangen.

60 Hektar geplante Neubauflächen wurden aus dem Flächennutzungsplan 2010 herausgenommen.

39 Prozent der Stadtfläche sind als Landschaftsschutz- bzw. Naturschutzgebiete ausgewiesen.

5.000 Hektar Wald, 65.000 Bäume in Parks und Grünanlagen sowie 35.000 Straßenbäume prägen das Stadtbild.

300.000 Quadratmeter begrünte Dachflächen sind realisiert.

32 Kilometer von 245 Kilometer Stadtbahngleisbett sind mit Rasen begrünt (Stand 2007).

Seit 1994 sind bei den untersuchten Fließgewässern Verbesserungen der Gütesituation um ein bis zwei Gütestufen festgestellt worden. Im Neckar haben die Fischarten von 23 auf 41 zugenommen.

Der Trinkwasserverbrauch pro Kopf beträgt in Stuttgart circa 122 Liter pro Tag und nimmt derzeit um circa 0,5 bis ein Prozent pro Jahr ab.

Die Abfallwirtschaft in Stuttgart spart jährlich 95.000 Tonnen CO2 ein.

Das jährliche Haus- und Sperrmüllaufkommen ist in Stuttgart von 1990 bis 2007 von 283 Kilogramm auf 232 Kilogramm gesunken.