Bauen und Wohnen im Bestand Heidelberg: Bürgerzentrum Kirchheim

Durch die Sanierung zweier bestehender Gebäude und die Ergänzung um einen gläsernen Zwischenbau konnte ein lange gewünschtes Kultur- und Bürgerzentrum im Heidelberger Stadtteil Kirchheim realisiert werden.
 

Zusammenfassung

Die Einrichtung eines Kultur- bzw. Bürgerzentrums im Heidelberger Stadtteil Kirchheim ging zurück auf einen im Stadtteilrahmenplan gemachten Vorschlag. Das Projekt wurde 1992 in Form eines Ideenwettbewerbs auf den Weg gebracht, die Umsetzung erfolgte aber erst ein gutes Jahrzehnt später. Im Jahr 2002 wurden die zwei bestehenden und denkmalwerten Gebäude saniert, mit neuen Nutzungen angereichert (unter anderem AOK, Bürgertreff und Festsaal) und durch einen neuen Zwischenbau, der vornehmlich als Foyer dient, verbunden.

Ausgangslage und Massnahmen

Die Kirchheimer Bürgerinnen und Bürger bewerteten die Einrichtung eines Kultur- bzw. Bürgerzentrums aufgrund von Engpässen im Raumangebot für kulturelle und freizeitorientierte Aktivitäten mit hoher Priorität. Es fand Einzug in den Stadtteilrahmenplan, und bereits 1992 wurde dieses Thema in einem Ideenwettbewerb für den Bereich ”Spinne” mit aufgegriffen. Die Umsetzung indes erfolgte erst ein Jahrzehnt später.

Das Konzept für ein Bürgerzentrum mit Festhalle in Kirchheim geht auf dem Entwurf der Preisträger Architekten Hübner + Erhard und Partner aus Heidelberg vom Oktober 1992 zurück. Es sah vor, die drei Bauteile Festhalle, Zwischenbau und das Gebäude Hegenichstraße 2 zu einer funktionalen Einheit zu verbinden. Wesentliches Merkmal des Entwurfs war dabei die Verlegung der Zugangssituation in ein mittig gelegenes, vorgelagertes Foyer zwischen den Gebäudeflügeln.

Dieses Vorgehen sollte den Charakter eines Hofhauses bewahren und stärken, der Anlage aber auch gleichzeitig zum Platz hin ein „Gesicht“ verleihen. Die ursprünglich vorgesehene Nutzung des Zwischenbaus für Duschen und Umkleiden sowie Übungsräumen für Kleingruppen konnte dabei nicht im Bestand verwirklicht werden, da seine Kleinteiligkeit und der Zustand seiner Bausubstanz einen Neubau sinnvoller erschienen ließen. Der neue Zwischenbau dient als Haupteingang mit Verteilerfunktion in einem großzügigen Foyer, der auch eine barrierefreie Erschließung durch den Einbau eines Fahrstuhls ermöglicht.

Nutzungen

Der Foyer-Zwischenbau ist gleichzeitig auch die lichtdurchflutete Verknüpfung zur Festhalle, die „Seele“ des Gebäudekomplexes, die gerade auch bei Nacht ihre festliche Wirkung entfaltet. Die eingeschossige Festhalle wurde vor der Sanierung als Turnhalle genutzt und bietet nach ihrem Umbau Sitzplätze für etwa 250-350 Besucher. In der Dachkonstruktion wurde zunächst das statisch desolate Putzgewölbe entfernt und der offene Dachstuhl in das Raumkonzept eingebunden, um der unbefriedigenden Akustik in der Halle entgegenzuwirken.

Die Festhalle ist nun bis unter den First geöffnet, die rot gestrichenen Holzbinder vor der weißen Dachfläche geben dem Raum die notwendige Ruhe. Die grau gestrichenen Be- und Entlüftungsrohre sind frei in die Konstruktion gehängt und fügen sich völlig in das Gesamtbild ein. Um einen Zugang zum Festplatz zu ermöglichen, wurde die Bühne von der West- an die Ostseite des Gebäudes verlegt.

Der Gebäudeteil Hegenichstraße 2 erforderte die wenigsten konstruktiven Veränderungen. Im Erdgeschoss ist in einer Gebäudehälfte die AOK untergebracht, während im 1. Obergeschoss sowie im Dachgeschoss der Internationale Bund neue Räumlichkeiten fand. Hier wird offene Jugendarbeit für 12- bis 18-Jährige angeboten, beispielsweise in Form von Medienprojekten, einem Internetcafé, Hausaufgabenhilfe, Prüfungsvorbereitung, Bewerbungshilfen und einem Mädchentreff.

Das Bürgerzentrum wurde mit einem Gas-Brennwertkessel ausgestattet. Die unterschiedlichen Gebäude- und Nutzungsbereiche sind in separaten Heiz- und Regelgruppen erfasst. Während das Foyer auf Grund seines Raumvolumens über eine Fußbodenheizung erwärmt wird, wurden in der Halle Heizkörper vorgesehen. Halle, Foyer, Sängerraum und die WCs wurden mit Be- und Entlüftungsanlagen ausgestattet. Halle und Foyer erhielten zudem eine Lüftungsanlage mit Volllastkühlung und Wärmerückgewinnung.

Das Foyer verfügt über integrierte Lüftungslamellen zur Nachtauskühlung, so dass die konventionelle Kühlung nur im akuten Bedarfsfall eingestellt werden muss. Der Gesangsraum im zweiten Geschoss wird ebenfalls gekühlt, um insbesondere in den Sommermonaten Gesangsstunden bei geschlossenen Fenstern zu gewährleisten, ohne die Nachbarschaft zu beeinträchtigen. Die Lüftungs- und Klimatechnik für Foyer und Festhalle ist südlich hinter der Festhalle im einem separaten Technikgebäude angegliedert.