Bauen und Wohnen im Bestand Köngen: Erneuerung des Köngener Schlosses

Durch ein beispielhaftes Nutzungskonzept für öffentliche und private Zwecke konnte das Ende des 14. Jahrhunderts erbaute Wasserschloss dauerhaft vor dem Verfall bewahrt werden. Die in Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz im Sinne einer "Kritischen Rekonstruktion" wiederhergestellte Substanz machte die historischen Räumlichkeiten der Öffentlichkeit zugänglich. Das Schluss dient heute als stimmungsvoller Rahmen für Veranstaltungen, aber auch als einen identitätsstiftenden Bezugsort für die gesamte Stadt.

Sonderpreis des Wirtschaftsministeriums im Landeswettbewerb Bauen und Wohnen im Bestand

Zusammenfassung

Die ehemalige Wasserburg in Köngen wurde Ende des 14. Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnt. Im 16. Jahrhundert erfolgte die Umwandlung in ein Renaissanceschloss und 1825 der Ausbau zum klassizistischen Landsitz. Ab 1880 setzte der Niedergang des Gebäudes ein. Mit dem Erwerb des Schlosses durch die Gemeinde konnte der weitere Verfall aufgehalten und mit der Sanierung begonnen werden. Eine komplett öffentliche Nutzung des Schlosses wurde nicht vorgesehen, doch Rittersaal, Hauskapelle und der Gewölbekeller können nun für Veranstaltungen angemietet werden. Im verbleibenden Teil ist eine Unternehmensberatung untergebracht. Das sanierte Schloss ist das stolze Glanzstück der Köngener Bürgerschaft.

Ausgangslage

Die ehemalige Wasserburg des Rittergeschlechts der Thumb zu Neuburg wurde im ausgehenden 14. Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnt. Im Laufe der Jahrhunderte wurde es regelmäßig um- und ausgebaut, so im 16. Jahrhundert zum Renaissanceschloss als regelmäßiges Geviert mit drei Wohnflügeln. 1825 wurden Zwingeranlage und Südflügel infolge des Ausbaus zum klassizistischen Landsitz abgebrochen; fortan bestand das Schloss nur noch als Zweiflügelanlage weiter.

Nachdem das Schloss im Lauf des 19. Jahrhunderts mit unterschiedlichsten Nutzungen durch Vereine und zeitweise als Wohnraum belegt war, fand ab 1880 kein Bauunterhalt mehr statt, was gravierende Bauschäden zur Folge hatte. Durch die unterbliebene Instandhaltung des vorherigen Besitzers befand sich das Schloss schließlich in desolatem Zustand, bis die Gemeinde es 1991 in einer Art „Rettungskauf“ erwarb.

Maßnahmen

Ziel war es nun, das historisch wie auch künstlerisch bedeutende Gebäude zu erhalten und langfristig einer neuen Nutzung zu zuführen. Mit Unterstützung Geschichts- und Kulturvereins Köngen wurde zunächst die Substanzsicherung (1999), dann die Außeninstandsetzung (2002) abgeschlossen. Der 3. Bauabschnitt seit 2002 umfasste die Restaurierung des Rittersaals, dessen älteste Fassung in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts zurückreicht, mit neuen Nebenräumen wie Küche, Theke und WC.

Die Anforderungen des Denkmalschutzes wie diejenigen einer zeitgemäßen Nutzung waren stetige Herausforderung, aber auch Anleitung während der Sanierung. Eingriffe in die Substanz wie der Einbau eines Aufzuges machen nun die behindertengerechte Nutzung der Geschosse möglich, während etwa die Einrichtung von Büros und Nutzräumen wie Küche oder sanitäre Anlagen denkmalgerecht umgesetzt wurde.

Die Fassade wurde nach alten Vorgaben wiederhergestellt, die Besonderheit des Köngener Schlosses liegt jedoch in seinem Inneren. Die Vertäfelung des Rittersaals aus der Zeit um 1600 ist dabei das Vorzeigestücke der erhaltenen Innenausstattung. Der Rittersaal befindet sich an der Giebelseite des Nordflügels im ersten Obergeschoss und nimmt die gesamte Flügelbreite ein. Die künstlerisch hochwertige Ausstattung besteht aus einer weitgehend erhaltenen Wandvertäfelung, aufwendig gestalteten Türen und einer Felderdecke mit Unterzug und Mittelstütze. Die Bemalung der Vertäfelung zeigt neben Kaiserbildnissen mit zugehörigen Sinnsprüchen eine ganzfigurige Darstellung des türkischen Sultans Süleymann des Prächtigen.

Rittersaal, Hauskapelle und Gewölbekeller sind im neuen Nutzungskonzept für private Veranstaltungen mietbar. Regelmäßig finden heute in diesen Räumlichkeiten Konzerte, Ausstellungen und Trauungen statt. Im verbleibenden Teil zog eine international operierende Unternehmensberatung ein. Das Schloss, bis in die 1990er hinein eine verfallende Erinnerung an die Köngener Geschichte auf dem Weg zur Ruine, ist heute wieder ein belebter Ort der Zusammenkunft und der Identifikation.