Mittendrin ist Leben:
Grün in der Stadt Stuttgart: Stadtacker Wagenhallen

Gemeinschaftliches urbanes Gärtnern auf ehemaliger Bahnbrache mitten in der Stadt ist sozial, ökologisch und gut für das Mikroklima.

Ausgangslage und Probleme

In der Landeshauptstadt Stuttgart befand sich eine große Brachfläche auf dem Areal der Wagenhallen am Nordbahnhof, einem ehemaligen Ausbesserungswerk der Bahn. Die Fläche wurde nach Beseitigung der Altlasten im Jahr 2012 langfristig für Wohnbebauung vorgesehen, würde bis dahin aber über einen langen Zeitraum als weitläufige Schotterfläche brachliegen.

Auch für das weitere städtische Umfeld war der Zustand des Wagenhallen-Areals unbefriedigend. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich etwa mit den Wagenhallen ein lebendiges Zentrum der kulturellen Szene in Stuttgart.

Lösungsansatz und Maßnahmen

Im Rahmen eines Architekturfestivals gründeten Studierende verschiedener Fachbereiche das Projekt „Stadtacker Wagenhallen“. Zielsetzung der Gruppe war eine einträgliche Bewirtschaftung der Freiflächen auf dem Areal der Wagenhallen, um insbesondere einen Beitrag zur Versorgung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Kulturveranstaltungen leisten zu können. Zwischen den Stadtacker-Betreibern und dem Eigentümer des Geländes wurde ein Pachtverhältnis bis vorerst 2016 geschlossen.

Auf ungefähr 2.000 Quadratmetern Fläche wurde mit Unterstützung von freiwilligen Helferinnen und Spendern, Spenden und Sachleistungen eine innerstädtische Ackerfläche angelegt und bewirtschaftet. Der Abraum einer Baustelle sowie mehrere Ladungen Pferdemist bereiteten den Boden für ein üppiges Pflanzenwachstum.

Ein Sonnenblumenfeld als „Rahmen“ bietet Schutz für die Gemüsebeete. Die ersten Pflanzaktionen wurden öffentlichkeitswirksam durchgeführt, anschließend ein Fixtermin zum gemeinschaftlichen Gärtnern an jedem Sonntag bestimmt. Um den nachhaltigen Gartenkreislauf zu vervollständigen, entstand auf dem Areal eine Kompostieranlage. Vier Bienenvölker zur Blütenbestäubung wurden angesiedelt.

Wirkung und Ausblick

Die selbstorganisierte Initiative hat sich als eine gelungene Maßnahme der Stadtraumgestaltung etabliert. Durch das gewachsene Interesse am „Urban Gardening“ konnte eine Sensibilisierung für den natürlichen Anbau von Nutzpflanzen und für die positiven Effekte naturnaher Flächen mitten in der Stadt erreicht werden.

Die Gartenbewegung befördert den Austausch zwischen unterschiedlichen Nationalitäten und Generationen. Sie leistet damit einen Beitrag zum Miteinander verschiedener sozialer Gruppen und Kulturen. Das Projekt trägt auch zu einer Erhöhung der Artenvielfalt und zu einer Verbesserung des Mikroklimas im städtischen Raum bei.

Aus der Vernetzung mit sozialen Einrichtungen und der Teilnahme an Forschungsprojekten sowie den Ernteerfolgen werden laufend Erfahrungswerte im Umgang mit großstädtischen Gartenstrukturen gewonnen. Nach Ablauf des Pachtverhältnisses soll das Projekt an anderer Stelle und in Zusammenarbeit mit Stiftungen fortgesetzt werden.