Mittendrin ist Leben:
Starke Zentren Reutlingen: Kernstadterweiterung Süd

Schrittweise und behutsame Verwandlung eines Industriequartiers zu einem attraktiven Entrée für die Innenstadt.

Ausgangslage und Probleme

Das Gelände südlich der Reutlinger Altstadt diente seit Langem als Ausweichquartier, wenn es für Handwerker und Firmen in der Altstadt zu eng wurde. Einer dieser Betriebe war der Karosseriebetrieb Wendler, der gepanzerte Fahrzeuge für Scheichs oder schnittige Sportwagen für James Dean herstellte. Auch die Firma Engel, Teil der in Reutlingen einst blühenden Textilindustrie, fand hier genügend Platz für ihre Produktion.

Gegen Ende des 20. Jahrhunderts gaben viele Betriebe aufgrund des wirtschaftlichen Strukturwandels jedoch auf. Vor den Toren der Altstadt entstand eine Industriebrache. Das als „Obere Wässere“ bekannte Gebiet war fast vollständig versiegelt, die Echaz kanalisiert und der ehemalige Triebwerkskanal verdolt.

Lösungsansatz und Maßnahmen

Etwa um 1990 begann ein Immobilienunternehmen, einzelne Gebäude am Blockrand zu sanieren. Ein Leitbild wurde entwickelt. Schließlich beschloss der Gemeinderat im Juli 2006 einen Bebauungsplan für das gesamte Areal, der in enger Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Investor entstanden war. Die Zentralität der Altstadt zu stärken und dabei die altstadttypischen Nutzungen zu ergänzen sind wichtige Ziele. Anders als üblich, zeigte der Investor einen sehr langen Atem und veränderte das Gebiet behutsam.

Mehrere Gebäude auf der Westseite zur Altstadt hin wurden neu gebaut, alte Gebäude saniert. An dieser Schnittstelle entstand auch ein Ärztehaus als markanter Punkt. Mit der Neugestaltung eines Platzes wurden breite Übergänge als Anbindung an die Altstadt geschaffen. Der gläserne Fußgängersteg über die angrenzende Bundesstraße zur Südstadt erhielt einen Preis. Mit dem Bau des Parkhauses begann der Investor im Jahr 2008. In der Altstadt sind Parkplätze Mangelware und so bietet dieses Parkhaus 100 öffentliche Parkplätze für die Besucher der Altstadt.

Die aufwendige Sanierung eines ehemaligen Fabrikgebäudes erfolgte 2007. Wo früher Textilien produziert wurden, erinnert heute die Markthalle an die industrielle Vergangenheit. Im Erdgeschoss werden regionale Produkte verkauft, in den Obergeschossen entstanden Dienstleistungsbüros. Zugleich wurde der Triebwerkskanal der Echaz wieder geöffnet, und die Echaz selber, die das Gebiet zur Bundesstraße hin begrenzt, wurde teilrenaturiert.

Wirkung und Ausblick

Das Gebiet ist durch vielfältige Nutzungen gekennzeichnet, die das Angebot der Altstadt abrunden und stärken. Gastronomie sorgt für Belebung und erlebbares Wasser am Triebwerkskanal für Flair. So entstanden ein neuer Ort der Identifikation und zugleich ein funktionaler und attraktiver Zugang zur Altstadt – durch die Kernstadterweiterung Süd wird das Zentrum gestärkt.