Neubau Aussegnung Kloster Reute Bad Waldsee

Preisträger in der Kategorie Nicht-Wohnungsbau

Städtebauliche Qualität und Einbindung im Kloster-Quartier
Mit dem Start der Gesamt-Sanierung der denkmalgeschützten historischen Klosteranlage aus dem 17.-21. Jhdt. und der künftigen Öffnung für alle Menschen wurde eine neue Aussegnung behutsam am historischen Klosterschwesternfriedhof gestaltet. Franziskanisch bescheiden verortet sich der schlichte neue Lehmbau im brachliegenden Vorfriedhof.


Gestalterische Qualität und Entwurfskonzept
Von der Erde zur Erde - Kreislauf als Metapher. Einfache Erde ist die symbolisch stimmigste Materialwahl für einen Ort, der nicht nur den Kreislauf des Lebens beschließt - „Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub“ - sondern für alle Menschen, unabhängig von ihrem vorherigen Status, der den endgültigen Abschied von allem Materiellen bedeutet. Der einfache Baustoff wurde der Natur entnommen und unter Zugabe von Erden vieler Wirkungsstätten der Franziskanerinnen von Reute zu einem Tugurium- der Urhütte geformt. Ein großes leicht geformtes Dach aus Beton schützt den Zentralbau aus 85 cm starken monolithischen Lehmwänden und -boden. Lehm, der in ferner Zukunft wieder der Erde und Beton, der recycelt wieder dem Baustoffkreislauf zugeführt wird. Darauf eine Dachbegrünung. Nach Betreten durch die beiden Pivot-Eichen-Türen stehen wir im schlichten Raum, ein Kreuz aus Schwarzstahl, eine Kerze, drei Eichenhocker- sanftes Tageslicht streift die leicht nach Außen gekippten Wände - Bildnis der Tageszeit und Lebenszeit.

Energetisches Konzept
Die starken, vor Ort gestampften Lehmwände und der Lehmboden der Aussegnung regulieren das Klima im Raum für die Besucher und die zeitweise vor der Beisetzung aufgebahrten verstorbenen Schwestern - Wärme, Kälte, Feuchtigkeit und Gerüche werden natürlich durch d s Material Erde absorbiert und ausgeglichen.
Geglättet werden sommerliche und winterliche Extremtage mit einer in den Wänden integrierten Bauteilaktivierung, welche mit einer Luft-Wasser-Wärmepumpe und durch die bestehende Photovoltaikanlage am Kloster gespeist wird. Das wenige Streiflicht spendet gedämpftes Licht über den gesamten Tageslauf hinweg und vermeidet gleichzeitig zu viel Energieeintrag. Die Franziskanerinnen übernehmen selbst in Person an 365 Tagen im Jahr die Steuerung der wenigen Technik— „vermenschlicht Gebäudeleittechnik".

Wirtschaftlichkeit
Geringster Energieeinsatz, kürzeste Transportwege - Lehm und Beton vom Ort. Dazu nach der Nutzungszeit Lehm als Baustoff, der einfach wieder zur Erde wird und Beton, der recycelt schließlich wieder dem Baustoffkreislauf zugeführt wird. Einfachste Form des wirtschaftlichen Bauens. Im Außen-/Innenbereich ist der Lehm an Wand und Boden wartungsfrei und witterungsgeschützt.

Innovationsgehalt
Lehm, monolithisch verarbeitet, statisch tragend - überall auf der Welt verfügbar— ein jahrtausendealter Baustoff - kann ein Teil des Wendepunktes werden im CO2-armen Bauen: Geringste Energieaufwendung bei der Gewinnung, einfache Verarbeitung und dem natürlichen Kreislauf wieder zuführbar, kombinierbar auch in Hybridkonstruktionen.

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