Bauen und Wohnen im Bestand Lahr: Sanierungsgebiet Albert-Schweitzer-Straße/Fröbelstraße

Um eine ehemalige Wohnanlage der kanadischen Streitkräfte zu einem zeitgemäßen und attraktiven Wohnstandort umzuwandeln, waren neben städtebaulichen auch sozialstrukturelle Herausforderungen zu meistern. Das Kernstück der städtebaulichen Konversion ist ein öffentlicher Park, der als Bindeglied die Alt- und Neubauten im Quartier zusammenfasst.

Preisträger des Landeswettbewerbs Bauen und Wohnen im Bestand

Zusammenfassung

Das Gebiet an der Albert-Schweitzer-Straße und der Fröbelstraße befindet sich in innenstadtnaher Lage des Lahrer Zentrums. Nach Abzug der kanadischen Streitkräfte erlebte das Areal eine Abwärtsentwicklung. Problematische Belegungsstrukturen, schlechte Bausubstanz, unwirtschaftliche Vermietung wegen zu hoher Nebenkosten und überdimensionierte Wohnungsgrößen ließen einen akuten Handlungsbedarf entstehen.

Über einen städtebaulichen Wettbewerb konnte die Stadt Lahr ein neues Konzept für das vernachlässigte Wohnviertel entwickeln. Kernstück des Entwurfs war dabei ein öffentlicher Park mit integrierter Multifunktionsfläche, der zwei Wohnbauflächen im Süden und Norden verbindet. Nach Abschluss aller Arbeiten bietet das ehemalige Sanierungsgebiet attraktiven und barrierefreien Wohnraum für 150 bis 170 Einwohner.

Ausgangslage und Massnahmen

Städtebauliches Ziel war zunächst eine Neuordnung des Areals nach Abbruch der militärischen Bausubstanz. Das städtebauliche Konzept resultierte aus einem städtebaulichen Wettbewerb, den die Stadt Lahr 2006 durchführte. Das Projekt umfasste in der ersten Bearbeitungsstufe 1,4 und in der zweiten Bearbei-tungsstufe nochmals 0,5 Hektar und sah die Realisierung von vier Stadthäusern und neun Doppelhäusern vor.

Im südlichen Bereich sind drei fünfgeschossige Stadthäuser mit insgesamt 36 Mietwohnungen von 1,5 bis 4,5 Zimmern entstanden. Jedes der drei Häuser erhielt einen Aufzug, der aus der Tiefgarage auf die jeweiligen Etagen führt. Durch die angestrebte homogene Grüngestaltung der privaten und öffentlichen Außenflächen entsteht der Eindruck, dass die drei Gebäudekomplexe innerhalb eines Parks stehen.

Im Norden ist eine kleinteilige Wohnbebauung realisiert worden, die eine Eigentumsbildung ermöglicht. Die neun Doppelhäuser sind in Modulbauweise erbaut und gestatten vielfältige Ausbauvarianten. Die Erschließung erfolgt für die Bebauung des nördlichen Bereichs über private Stichstraßen. Auch ein vierstöckiges Mehrfamilienhaus mit 13 Eigentumswohnungen und einer Tiefgarage entstand im nördlichen Bereich. Die Albert-Schweitzer-Straße, die Christoph-Schmitt-Straße und die Neuordnung der Fröbelstraße sichern die Erschließung des gesamten Wohnbereichs.

Eine Besonderheit der 36 Wohnungen ist das innovative Energiesystem. Jedes der 3 Stadthäuser wurde in Niedrigenergiebauweise im Kfw-60-Energiesparhaus-Standard errichtet und verfügt über eine Luft-Wasser-Wärmepumpe. Alle Wohnungen sind mit dezentralen Lüftungsgeräten ausgestattet, welche eine Be- und Entlüftung mit integrierter Warmwasseraufbereitung automatisch kontrollieren.

Wirkung

Die drei Stadthäuser im Süden beinhalten Mietwohnungen für unterschiedliche Bewohnergruppen. Durch Barrierefreiheit im Erdgeschoss, Tiefgaragenplätze und attraktive private Grünzonen sollte eine hohe Wohnqualität für alle Lebensphasen erreicht werden. Ein Betreuungsangebot für pflegebedürftige Menschen und ein Bewohnercafé im Erdgeschoss, orientiert zum öffentlichen Park, steigern die Bewohnerzufriedenheit und Identifikation der Mieter mit dem Wohnumfeld.

Flexible Grundrissgestaltung und ein vielfältiges Wohnangebot für alle Lebenssituationen erzielten eine große Nachfrage. Der öffentliche Park mit Ruhezonen, Treffpunkten und Flächen für Kinder und Jugendliche bietet die Möglichkeit eines lebendigen Miteinanders im Quartier. Mit der außergewöhnlichen Architektur und dem Park als Herzstück des Areals entstand ein lebendiges Stadtquartier mit neuem Gesicht.

Bei der Umsetzung des Konzepts konnte eine Straßenfläche von ca. 1.400 qm entsiegelt werden. Weitere versiegelte Hofflächen konnten im Zuge der Neubaumaßnahmen freigeräumt und bepflanzt werden. Für die öffentliche Parkfläche wurden 2.800 qm Rasenfläche angesät, 600 cbm Erde modelliert und 59 Bäume im Gebiet neu angepflanzt.