Bauen und Wohnen im Bestand Aalen: Sanierung Rötenberg

Ein tatkräftiges bürgerschaftliches Engagement unterstützte die Projektträger, städtebauliche und soziale Zielsetzungen gemeinsam zu verfolgen.

Preisträger des Landeswettbewerbs Bauen und Wohnen im Bestand

Zusammenfassung

Das in den 1950er Jahren entstandene Wohnprojekt Rötenberg in Aalen war von den typischen baulichen und sozialstrukturellen Problemen seiner Zeit geprägt. Die Stadt griff über das Förderprogramm Soziale Stadt in den Prozess des Verfalls ein. Die Gebäude wurden Stück für Stück saniert oder bei zu großem defizitärem Zustand abgebrochen und durch Neubauten ersetzt. Darüber hinaus stützten soziale Projekte für alle Generationen aus verschiedenen Trägerschaften Neuerungen im Gebiet und gaben den Bewohnern Perspektiven.

Ausgangslage und Massnahmen

Das Gebiet Rötenberg ist als Wohngebiet in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg entstanden (1951-1963, Einfachstwohnungen). Die Siedlung liegt exponiert an einem nach Westen zum Kochertal abfallenden Hang, nur wenige hundert Meter vom Bahnhof in der Stadtmitte entfernt. Durch die recht breiten Gleisanlagen liegt sie allerdings von der Kernstadt isoliert. Die östlich anschließenden Wohngebiete jüngerer Zeit grenzen sich von der Siedlung ab.

Die Gebäude wurden ursprünglich als provisorische Notunterkünfte errichtet. Sie waren zur Unterbringung von Flüchtlingen gedacht. Die Bebauung (Geschosswohnungsbau, drei Geschosse mit Satteldach) ist von großzügigen Grünflächen mit altem Baumbestand umgeben. Aufgrund gravierender städtebaulicher Mängel und der problematischen Sozialstruktur wurde das Gebiet 2004 in das Sanierungsprogramm Soziale Stadt aufgenommen (förmliche Gebietsabgrenzung ebenfalls 2004).

Die Wohnungsausstattung und Hausinstallation war zum damaligen Zeitpunkt entsprechend der Entstehungszeit überwiegend sehr schlecht. Haustüren, Klingelanlagen und Briefkästen waren teilweise ungesichert, die Hauseingänge unbeleuchtet, Wärmedämmung inexistent. Viele der kleinen Wohnungen hatten Grundrissprobleme: Durchgangszimmer, keine Balkone oder Terrassen, teilweise auch keine Badezimmer und dafür Duschen im Keller. Mitte der 1980er Jahre konnten über ein Wohnumfeld-Programm in einem Teil des Gebietes verschiedene Verbesserungen durchgeführt werden (Parkierung, Einbau neuerer Heizungen/Bäder), diese waren aber Anfang 2000 im Standard ebenfalls schon wieder überholt. Bei einer ersten Einschätzung des Baubestandes hatten insgesamt nur acht Gebäude eine gute, dreizehn Gebäude eine schlechte und vier Gebäude eine sehr schlechte Bewertung erhalten.

Neben den gravierenden baulichen Mängeln ist die schwierige Sozialstruktur im Gebiet bis heute als besonders kritisch zu sehen. Ca. 50% der Bevölkerung weisen Migrationshintergrund auf oder besitzen eine ausländische Staatsbürgerschaft, ein großer Teil dieser Gruppe ist türkischer Herkunft. Religiöse Gruppierungen haben in den letzten Jahren auch zu einer deutlichen Veränderung im gesellschaftlichen Verhalten geführt.

Von einer Arbeitsgemeinschaft Sozialer Träger und den Kirchen als Anlaufstelle wurde im Gebiet das Jugend- und Nachbarschafts-Zentrum Rötenberg (JNZ) eingerichtet, das ein Beratungs- und Betreuungsangebot aufgebaut hat. Die Stadt Aalen hat hierfür das Grundstück zur Verfügung gestellt und übernimmt die laufende Bauunterhaltung. In der Zwischenzeit hat die Stadt die Trägerschaft übernommen und das Zentrum zum „Treffpunkt Rötenberg“ weiterentwickelt. Der Arbeitsschwerpunkt liegt weiterhin in der Jugendarbeit sowie der Betreuung ausländischer Frauen.

Wirkung

Der Rötenberg ist ein Beispiel dafür, wie städtebauliche und soziale Zielsetzungen gemeinsam adressiert werden können. Die zahlreichen Sanierungs- und Neubaumaßnahmen sowie die Einrichtung und Förderung einer aktiven Sozialarbeit im Viertel haben aus dem Rötenberg ein schönes, besonntes und beliebtes Wohngebiet in der Nähe der Stadtmitte machen könne, das als innerstädtischer Wohnstandort über großes Potenzial verfügt.